Geschichte

Marktgemeinde St. Paul -
Der Markt und seine Geschichte

Überblick über die Marktgemeinde St. Paul im Jahr 2017.
(c) Marktgemeinde St. Paul/Maier

Die Entstehung des Marktes St. Paul

Die Geschichte des Marktes St. Paul war immer eng verbunden mit der des Stiftes. Der Markt war ein "Kind" desselben und es erwies sich immer als Unglück für beide, wenn Kräfte die Oberhand erlangten, die die natürliche Harmonie zu stören versuchten. St. Paul, als gewachsene Einheit von Kloster und Markt ist durch das Stift mit seinem Gymnasium als anerkannte christliche Erziehungsstätte weithin bekannt und ein Ort mit bedeutender geistlicher Ausstrahlung.

Im Jahre 1091 wurde von Graf Engelbert I. von Spanheim an Stelle der früheren Burg ein Kloster, welches von Benediktinern besiedelt wurde, gegründet. Als Dotation übergab der Gründer im Mai 1091 dem Kloster den Herrenhof, der St. Paul genannt wurde, mit dem dabei liegenden "Höflein" Brugga. Aus einem "Höflein" war in 100 Jahren ein Hof geworden, der auch als Marktstätte genannt wurde. Das Kloster als Grundheer hatte die Ansiedlung seiner Untertanen zu einer Stätte, wo Kaufmannsgeschäfte, Handel und Gewerbe blühten, gemacht. Das Marktrecht zu verleihen stand aber nur den weltlichen Herrschern zu. Das Kloster St. Paul als geistliche Grundherrschaft war dazu nicht berechtigt.
Die erste Erwähnung des Marktes St. Paul kann einer päpstlichen Urkunde von Papst Lucius III. aus dem Jahr 1184 entnommen werden - in dieser Urkunde wird die zum Kloster gehörige "villa" Markt genannt. Das Kloster ist auch der Namensgeber des Marktes. Die Annahme, dass der Markt nicht gegründet worden wäre, wenn es keine Klostergründung gegeben hätte, wird in der Kärntner Geschichtsforschung häufig vertreten. Ein Argument dafür wäre, dass die natürlichen Voraussetzungen für eine Marktgründung wohl nicht gegeben waren.
Da auch aus späterer Zeit keine Marktrechtsverleihung bekannt ist, liegt die Annahme nahe, dass der "Markt" St. Paul vollkommen vom Kloster abhängig gewesen ist. Die Siedlung blieb immer klein und war weiterhin fast ausschließlich eine Handwerkersiedlung. Der Markt selbst war niemals ummauert oder gar befestigt. Ein mittelbarer Beweis dafür, dass der Markt aus einer Ansiedlung im Rahmen eines Gutshofes entstanden ist, liegt darin begründet, dass dieser Markt bis heute innerhalb seiner Häuser und seines unmittelbaren Bereiches keine Pfarrkirchen besitzt. Solche Gegebenheiten sind nicht allzu häufig vorzufinden.

Die Grafen von Spanheim hatten dem Kloster nur unzureichenden Besitz zukommen lassen - ein Umstand mit dem sich das Stift lange Zeit begnügte. Der Grund und Boden rund um den kleinen Hof, den das Kloster im Jahr 1091 erhalten hatte, war umschlossen von den Gütern der Burg Rabenstein. Zahlreiche, fast durch ein Jahrhundert andauernde Streitigkeiten herrschten zwischen dem Kloster und den Rabensteinern. Der Markt, der nicht befestigt war, litt sehr unter diesen Auseinandersetzungen. Bis ins 15. Jahrhundert gab es jedoch nur örtliche Bedrohungen. Dies änderte sich durch die Feindschaft von Kaiser Friedrich III. mit den Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli. Truppen der Grafen plünderten und zerstörten 1439 und 1442 große Teile des Marktes. Beim Türkeneinfall 1476 kam es zu erneuten Zerstörungen.

1786 wurde das Kloster St. Paul von Kaiser Joseph II. im Zuge der josephinischen Kirchenreform aufgehoben. Somit wandten sich die Vertreter des Marktes 1789 mit der Bitte an Kaiser, den bisher gewöhnlich am Pfingstdienstag gehaltenen Markt zu einem ordentlichen Jahrmarkt zu erheben. Eine bedeutende Änderung brachte die Übergabe des Klosters durch Kaiser Franz I. von Österreich an die aus St. Blasien im Schwarzwald vertriebenen Benediktinermönche am 05. Jänner 1809. Damit verbunden war ein Bildungsauftrag, die Gründung einer Lateinschule und in weiterer Folge die Errichtung eines Vollgymnasiums im Ort, welches den Markt heute noch prägt.

Der Ort während des 20. Jahrhunderts

Auf Grund der zugewanderten Handwerker und Beamten des Stiftes bildete sich eine kleine dörfliche Siedlung, die sich vom Fuße des Stiftshügels Richtung Granitztal erstreckt. Heute wird dieser Ortsteil "Schwarzviertel" genannt. Schon zu dieser Zeit sind die Bewohner keine Bauern, wohl haben viele Handwerker bei ihren Hofstätten auch Ackergrund bearbeitet. Späteren Überlieferungen bis ins 19. Jahrhundert kann entnommen werden, dass der Ort sich nicht mehr stark vergrößert hat. Erst mit der Errichtung der Bahnlinie von Unterdrauburg nach Wolfsberg 1879 und schließlich mit dem Weiterbau bis nach Zeltweg, erfolgte der erste wirklich spürbare Anstoß zu einer nennenswerten Belebung der Wirtschaft.

Ohne weitere nennenswerte Großereignisse verläuft die Geschichte des Marktes bis zum Anschluss an das Deutsche Reich. In den 1930er Jahren, entfaltet Abt Richard Strelli vor allem während der Wirtschaftskrise ein großzügiges soziales Wirken und versuchte stets die Mönche und das Stift vor dem Zugriff der Nazis zu bewahren. Nach dem Tod des Abtes 1940 vertreiben die neuen Machthaber die Mönche und nehmen Besitz von den Gütern und Gebäuden des Stiftes. Auch der Markt St. Paul muss eine tiefgreifende Veränderung hinnehmen: Am 21. Juni 1941 wird im Verordnungs- und Amtsblatt für den Reichsgau Kärnten bekannt gemacht, dass eine Änderung des Namens des Marktes durchzuführen ist. Bis zum 10. November 1945 trägt der Ort den Namen Spanheim. Seit 17. Mai 1946 trägt der Markt wieder die Bezeichnung St. Paul im Lavanttal.

Durch die beiden Weltkriege war das gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben in der Marktgemeinde St. Paul wieder auf den Nullpunkt gesunken. Aber bereits kurz nach Beendigung der schrecklichen Kriegsereignisse wurde, durch die Initiative der Gemeinde und unter tatkräftiger Mitarbeit der Bevölkerung, mit dem Wiederaufbau begonnen. Das Ziel: St. Paul wieder zum traditionellen Mittelpunkt des unteren Lavanttales zu machen.

"Großgemeinde" St. Paul und Rückgemeindung

Im Jahr 1973 entstand auf Grund des vom Kärntner Landtag beschlossenen Strukturverbesserungsgesetzes die "Großgemeinde" St. Paul im Lavanttal. Sie umfasste neben dem Markt St. Paul auch große Teile der ehemals selbstständigen Gemeinden St. Georgen und Granitztal. Bereits Jahre vorher war es zur Eingemeindung von Teilen der ehemaligen Gemeinde Legerbuch (01.01.1958) und Kollnitz (01.01.1964) gekommen.

Die Gemeindezusammenlegung erfolgte gegen den Willen der Bevölkerung. So kam es, dass auf Grund der im Jahr 1990 durchgeführten Volksbefragung die ehemalige Gemeinde St. Georgen mit Beschluss der Kärntner Landesregierung am 01. Jänner 1991 die Eigenständigkeit zurück erhielt bzw. wieder erlangt hat. Die Bewohner der ehemaligen Gemeinde Granitztal haben von der Möglichkeit einer Volksbefragung nicht Gebrauch gemacht.

Quelle: "Die Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal - Der Markt und seine Geschichte", 2014

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