jugendam(w)ORT

Die Marktgemeinde St. Paul ist mit rund 1.000 Schülern in den beiden Volksschulen, der Neuen Mittelschule und dem Gymnasium ein wichtiger Schulstandort. Durch die Vernetzung der Institutionen und im speziellen der einzelnen Schüler entsteht ein Potential an Wissen, welches genützt werden soll.
Durch den Austausch und die gegenseitige Hilfe entsteht so eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Zusätzlich sollen die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung innerhalb ihrer Gemeinde erhalten und ihre Interessen sowie Wünsche an die politischen Verantwortlichen zum Ausdruck bringen können.
Kolumne Jugendam(w)ORT
Seit Oktober 2017 ermöglicht die Marktgemeinde St. Paul Jugendlichen die Veröffentlichung ihrer Meinung in Form einer Kolumne in der Gemeindezeitung "mein St. Paul":
Dein Wahlrecht
"mein St. Paul" - Ausgabe 03 (Oktober 2017)
Für einige unserer Gemeindebürger wird die bevorstehende Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 der erste Urnengang sein. Doch wie können sich vor allem Erstwähler ein klares, eigenständiges Bild über die Situation unseres Staates und seiner Politik verschaffen?

Gerade für junge Menschen ist es oft eine Herausforderung, seine Standpunkte klar zu vertreten und trotz starken Einflusses z. B. von Seiten der Familie, des Freundeskreises oder den Medien herauszufinden, welche Ideologie einem persönlich am meisten anspricht. Schließlich existiert in unserem Schulsystem ein erheblicher Mangel an politischer Bildung und wenn man nicht unbedingt in einer "politisierenden Familie" aufwächst oder an den TV-Politdiskussionen interessiert ist, bleiben einige Ratlos. Das wiederum könnte dazu führen, dass einige Jungwähler erst gar nicht Gebrauch von ihrem wertvollen Wahlrecht machen werden. Wer jedoch auf sein Mitbestimmungsrecht verzichtet, verzichtet gleichzeitig auf die seltene Möglichkeit, sich tatsächlich am Entscheidungsprozess beteiligen zu können und gehört werden zu müssen. Und warum sollte man das tun? Denn auch wenn es nicht immer gleich so offensichtlich erscheinen mag, ist Politik schließlich der Ort, wo wir entscheiden, wie wir miteinander leben wollen. Und das betrifft - direkt und indirekt - jede einzelne Sparte unseres Lebens. Daher ist es wichtig, sich einen genauen Überblick über alle kandidierenden Parteien und ihre Programme zu verschaffen, damit man mit ruhigem Gewissen und selbstbestimmten Bürgersinn jene Kraft im Oktober stärken kann, die einen in den kommenden fünf Jahren im Parlament vertreten wird.
Martin Altreiter
Maturant
St. Paul besetzt zweithöchstes Amt im Staat
"mein St. Paul" - Ausgabe 04 (Dezember 2017)
Bei der Nationalratswahl am 15. Oktober 2017 kam es zu einer bedeutenden Veränderung der politischen Landschaft. Während auf kommunaler Ebene die FPÖ stark dominiert, stellte sich im Bund jedoch die ÖVP als Wahlsieger heraus. Letztere wird in der kommenden Regierung wohl die Hauptrolle übernehmen und besetzt mit der gebürtigen Granitztalerin Elisabeth Köstinger das Amt der Nationalratspräsidentin, welches nach dem Amt des Bundespräsidenten das höchste der Republik ist.
Köstinger absolvierte die Volksschule Granitztal sowie die Hauptschule St. Paul und begann ihre politische Karriere in der örtlichen Landjugendgruppe. Bevor sie in den Nationalrat im November einzog, war sie bereits Abgeordnete im EU-Parlament und ist nun auch Generalsekretärin der ÖVP und Vizepräsidentin des Österreichischen Bauernbundes. Trotz ortsbekannter Spitzenkandidatin blieb die ÖVP in St. Paul jedoch Drittplatzierte knapp hinter der SPÖ. Kommt es zur schwarz-blauen Koalition, hätte diese in St. Paul aber kombiniert 65,5 Prozent und somit fast eine 2/3-Mehrheit an Unterstützung der wählenden Bevölkerung, was sogar zehn Prozent mehr als im bundesweiten Vergleich sind. Nun wird sich zeigen, ob die kommende Regierung den Erwartungen der St. Pauler Wählerinnen und Wähler entspricht oder ob es bei der nächsten Wahl zu einer kritischen Abrechnung kommt.
Martin Altreiter
Maturant
Kärnten hat gewählt
"mein St. Paul" - Ausgabe 05 (März 2018)
Welche Folgen brachte die Landtagswahl am 04. März 2018 mit sich? Nur mehr vier Parteien im Landtag. Nur mehr zwei Parteien in der Regierung?
Während vor fünf Jahren SPÖ und Grüne satte Zugewinne erzielten und die FPÖ abgestraft wurde, tendiert der jetzige Trend in den Ländern wieder zurück zu den Großparteien. Alle Großparteien haben Zugewinne erzielen können, wobei die SPÖ, nicht zuletzt wegen Spitzenkandidat Dr. Peter Kaiser, das stärkste Plus erreichte. Die ÖVP konnte vom "Kurz-Effekt" kaum profitieren. Während sich die FPÖ vom Debakel der letzten Wahl leicht erholt, schafften die zuvor in der Regierung vertretenen Gründen den Einzug in den Landtag nicht mehr. Auch die erstmals in Kärnten angetretenen NEOS scheiterten und das BZÖ verlor seine letzte Hochburg. Lediglich das Team Kärnten konnte als Kleinpartei ihr politisches Überleben sichern. Im Wahlkampf wurden vor allem Themen betreffend Wirtschaft, Ausbildung und Pflege thematisiert. So geht es um die Vereinbarkeit Kärntens als ein Industrie- und Tourismusland, die Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen und das damit verbundene "Älterwerden" Kärntens.
Mithilfe von Innovations- bzw. Infrastrukturförderungen und dem Ausbau eines flächendeckenden LTE-Netzes soll die Attraktivität des Standortes gesteigert werden. Außerdem wird der Ansiedelung von Unternehmen und der Verringerung von Bürokratie für Start-Up Unternehmen große Aufmerksamkeit geschenkt. Uneinigkeit herrscht über die Schließung von Schulen in kleineren Gemeinden und über die Einführung einer Gesamtschule für 10 bis 14-jährige. In der Pflegethematik wird im Speziellen die Abschaffung des Pflegeregresses gelobt, während die unentgeltliche Pflegearbeit und die mangelnde Umsetzung der kostenlosen Kinderbetreuung kritisiert wird. Im Bereich Umweltschutz wird der Fokus weiterhin auf erneuerbare Energie gesetzt - inklusive Förderung sogenannter "Green Jobs".
Nach der Abschaffung des Proporzes, werden in der kommenden Legislaturperiode nur mehr die Regierungsparteien Landesräte stellen. Dadurch wird eine stärkere Trennlinie zwischen Legislative und Exekutive gezogen und die Rechte bzw. Kontrollfunktion der Opposition gestärkt. Bleibt abzuwarten, welche Parteien wie stark ihre unterschiedlichen Programme gegenüber ihrem Koalitionspartner in den nächsten fünf Jahren durchsetzen können.
Martin Altreiter
Maturant
Wird der Bund gestärkt und die Regionen geschwächt?
"mein St. Paul" - Ausgabe 06 (Juli 2018)
Österreich ist verfassungsrechtlich ein föderaler Staat, was der Gewaltentrennung im vertikalen Sinn dient. Damit soll eine Machtkonzentration bei der Bundesregierung verhindert werden und besser auf regionale gesellschaftliche Bedürfnisse eingegangen werden. Das garantiert der Artikel 2 der Bundesverfassung mit dem bundesstaatlichen Prinzip. Die Bundesländer haben neben einer gewissen Autonomie auch das Recht, sich an der Gesetzgebung der nationalen Ebene zu beteiligen. Dazu soll eigentlich der Bundesrat im Parlament dienen, jedoch hat dieser kaum Kompetenzen und kann Gesetze meist nur hinauszögern. Denn wenn dieser ein Veto gegen ein vom Nationalrat beschlossenes Gesetz einlegt, kann letzterer durch einen "Beharrungsbeschluss" dieses trotzdem verabschieden. Wesentlich wichtiger ist dabei die informelle Landeshauptleutekonferenz. Diese gleicht die schwache Stellung des Bundesrates im politischen System aus, indem sich alle neun Landeshauptleute zweimal jährlich treffen und dort per Einstimmigkeitsprinzip erheblichen politischen Druck auf den Bund ausüben können.
Doch welche Autonomien haben die Länder tatsächlich und befürworten die Landeshauptleute nun einen eigenen Machtverlust? De facto haben die Länder sehr geringe legislative Kompetenzen. Autonom verabschieden diese u.a. lediglich Gesetze im Bereich Gemeinderecht, Baurecht, Raumordnung, Land- und Jagdwirtschaft. Das Jugendschutzgesetz wurde weitgehend harmonisiert. Bundesländer haben aber große Bedeutung in der Vollziehung von Materien, für die der Bund Gesetzgeber ist. Künftig soll aber Artikel 12 der Verfassung, der gemischte Zuständigkeiten zwischen Bund und Ländern regelt, abgeschafft werden. Dadurch sollen Mindestsicherung, der Spitalsbereich und das Elektrizitätswesen vollständig Bundesangelegenheit werden. Justizminister Dr. Josef Moser (ÖVP) und einige schwarze Landeshauptmänner sprechen sich für eine Abschaffung aus. Eine kluge Reform könnte zu einer klaren Regelung der Kompetenzverteilung führen. Bis Jahresende sollte eine Bund-Land Arbeitsgruppe dann konkrete Ergebnisse vorlegen. Der Trend geht also in Richtung starken Zentralstaat und schwache autonome Bundesländer.
Doch was ist der Grundgedanke des Föderalismus? Föderalismus basiert auf dem Subsidiaritätsprinzip: Aufgaben sollen von den möglichst untersten Ebenen erledigt werden (Familie, Nachbarschaft, Gemeinden, Regionen) und übergeordnete Einheiten dabei nur eingreifen, wenn untergeordnete Einheiten eine Aufgabe nicht erfüllen können.
Martin Altreiter
Maturant
12-Stunden-Tag, ein No-Go im Arbeitsleben?
"mein St. Paul" - Ausgabe 07 (Oktober 2018)
Kein Thema ist wohl in den letzten Wochen und Monaten so heftig diskutiert worden, wie das neue Gesetz zur Arbeitszeitflexibilisierung. Die tägliche Höchstarbeitszeit soll von zehn auf zwölf Stunden erhöht werden und dadurch wird auch die wöchentliche Höchstarbeitszeit auf 60 Stunden ausgeweitet.

Der Gedanke dahinter soll sein, dass in auftragsstarken Zeiträumen unkompliziert mehr gearbeitet werden kann und die aufgebauten Zeitguthaben dann in schwächeren Perioden verbraucht werden können. Doch Arbeitnehmervertreter und gewisse Ökonomen sind besorgt, dass dies von manchen Betrieben ausgenutzt werden könnte und zum Normalzustand wird. Zu Recht, denn bisher hat es auch Möglichkeiten gegeben, mehr als zehn Stunden zu arbeiten. Das ist aber nur mit Einwilligung des jeweiligen Betriebsrates möglich gewesen und war meistens mit besseren Zuschlägen verbunden. In Betrieben ohne Betriebsrat hat ein Arbeitsmediziner herbeigeholt werden müssen. Das fällt jetzt in Zukunft weg. Nun sind die Arbeitnehmer auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, ob man mehr als die bisherigen zehn Stunden arbeitet. Seitens der Arbeitgebervertreter wird zwar versichert, dass die elfte und zwölfte Stunde freiwillig seien, aber es ist zu erwarten, dass nicht jeder Arbeitgeber diese Freiwilligkeit respektiert. Beim nächsten Personalabbau könnte es wohl den einen oder anderen Überstundenverweigerer noch eher treffen, als jene, die sich öfter dazu bereit erklärt haben, länger zu arbeiten.
Was man natürlich auch nicht außer Acht lassen darf, sind die gesundheitlichen Folgen, die auftreten, wenn man über einen längeren Zeitraum solchen Arbeitszeiten ausgesetzt ist. Ebenfalls steigt das Unfallrisiko während der Arbeit und am Nachhauseweg an, weil man immer mehr an Konzentration verliert. Auch Arbeitssuchende würde es nicht zu Gute kommen, wenn für größere Aufträge nun nicht mehr zusätzliches Arbeitskräfte benötigt werden, weil ja die vorhandenen mehr Überstunden leisten können.
Wie es sich letztendlich entwickeln wird, ist abzuwarten. Man kann nur hoffen, dass es noch einige Abänderungen zu Gunsten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gibt.
Michael Lackner
Lehrling im 4. Lehrjahr
100 Jahre Republik Österreich
"mein St. Paul" - Ausgabe 08 (Dezember 2018)
Am 12. November 1918 wurde nach dem verlorenen Weltkrieg die Erste Republik vor dem Parlament in der Wiener Ringstraße vor einer über hunderttausendköpfigen Menschenmenge ausgerufen. Das jahrhundertelange existente Habsburgerreich zerfiel in viele kleine Nationalstaaten, deren Nahrungsgrundlage der aufkommende Nationalismus bildete.

Das Völkermanifest Kaiser Karls I. vom 16. Oktober 1918, welches den Umbau der Monarchie in einen Bundesstaat vorsah, konnte den Zerfall des Reiches nicht mehr aufhalten. So verwandelte sich Österreich von der großen Monarchie in eine kleine Republik.
Nach den behobenen Grenzstreitigkeiten musste "dieser Staat, den keiner wollte", ums Überleben kämpfen. Massenarbeitslosigkeit und Hunger dominierten die ersten Jahres des Bestehen der Republik, denn die meisten wirtschaftlichen Produktionsgebiete befanden sich in den ehemaligen Kronländern der Monarchie und waren für die Erste Republik unzugänglich. Die Sanierung des Staatshaushaltes konnte das gewünschte Ziel nicht erreichen, weswegen die Arbeitslosenrate im Jahre 1933 noch immer 38 Prozent betrug. Diese Missstände und die stetigen Unruhen, ausgelöst durch die Paramilitärischen Verbände der zwei Großparteien, ließen immer mehr Menschen an die Überlebensfähigkeit der Republik zweifeln. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich inmitten dieses politischen und wirtschaftlichen Chaos der Austrofaschistische Ständestaat formierte. Diese autoritäre Regime war den vielen Problemen nicht gewachsen und hatte auch dementsprechend keinen großen Rückhalt in der Bevölkerung, denn für diese wurde der Nationalsozialismus immer attraktiver. Der Einmarsch der deutschen Truppen 1938 in Österreich besiegelte das Ende Österreichs und dessen Existenz für die darauffolgenden Jahre.
Aus diesem historischen Exempel kann man schlussfolgern, dass die Gründung und der Erhalt einer Republik keineswegs, im historischen wie auch im zeitgenössischen Rahmen, selbstverständlich sind und man sich als Bürger für dessen Existenz einsetzen muss.
Timo Mohl
Maturant
Richtungsweisende Wahl
"mein St. Paul" - Ausgabe 09 (April 2019)
Nicht einmal mehr ein Monat ist es bis zur EU-Wahl vom 23. bis zum 26. Mai. Hierbei werden die Abgeordneten gewählt, welche die Bürger der EU-Mitgliedsstaaten im Europaparlament vertreten. Dies bedeutet, dass die österreichischen Wahlberechtigten die 19 der zukünftig 705 Abgeordneten (durch den voraussichtlichen Austritt Großbritanniens) wählen.

Als einzig demokratisch gewähltes Organ der Europäischen Union hat es weitrechende Befugnisse wie beispielsweise die Mitwirkung an der Gesetzgebung in der EU oder demokratische Kontrollrechte in Bezug auf die EU-Institutionen. Diese Wahl ist eindeutig eine Richtungswahl für die Europäische Union. Vergleicht man die Gegenwart mit der Zeit um die letzte Wahl im Jahr 2014, sind die Umstände ganz andere. Der bevorstehende Brexit dominiert derzeit die EU-Politik, die Bemühungen um eine einheitliche Asylpolitik sind gescheitert, die Regierungslandschaft hat sich in vielen Mitgliedsstaaten sehr verändert und generell herrscht zwischen den EU-Staaten bei zahlreichen Themen Uneinigkeit - die EU scheint, auseinanderzudriften, immer mehr Regierungen setzen auf Nationalismus statt Einigkeit. Die bevorstehende Wahl ist eine Wahl, welche für die zukünftige Politik der EU bestimmend sein wird - umso wichtiger ist es, dass jeder von seinem Wahlrecht Gebrauch macht.
Dies tun leider viel zu wenige, vergleicht man die Wahlbeteiligung bei Nationalratswahlen, welche in den letzten Jahren bei etwa 75 bis 80 Prozent lag, lag die Wahlbeteiligung bei EU-Wahlen meist nur bei etwa 45 Prozent. Die EU wirkt jedoch heute so wie nie auf das Leben der Menschen ein, so sollte auch jeder von dem wichtigsten Recht der Demokratie Gebrauch machen, eine Partei zu wählen, die die eigenen Interessen vertritt. Denn wir müssen immer daran denken: die Möglichkeit, wählen zu gehen erscheint uns als selbstverständlich, global gesehen ist sie jedoch ein Privileg, das wir nützen müssen.
Anna Haselsteiner
Studentin
Politischer Wirbel im Land
"mein St. Paul" - Ausgabe 10 (Juli 2019)
Das hätte sich wohl vor ein paar Monaten noch niemand erdenken können. Außer vielleicht Jan Böhmermann?
Bereits im September werden wir wieder die Möglichkeit haben, die Karten auf bundespolitischer Ebene neu zu mischen. Bekanntlich wurde der österreichischen schwarz-blauen Bundesregierung unter "Alt"-Bundeskanzler Sebastian Kurz - nach dem "Ibiza-Gate" rund um FPÖ-Spitzenpolitiker Strache und Gudenus - von der Mehrheit des Nationalrates das Misstrauen ausgesprochen. Mehrere hundert Male wurden während der gesamten Zweiten Republik bereits Misstrauensanträge eingebracht, jedoch war keiner je erfolgreich. Auch eine Expertenregierung ist für unsere Republik ein absolutes Novum. Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein - ehemals Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes - wird interimistisch als erste Frau dieses Amt innehalten.
Ebenso brisant waren die Auswirkungen des Ibiza-Videos auf die EU-Wahl in Österreich. Obwohl die FPÖ ihr Wahlergebnis von der letzten EU-Wahl quasi halten konnte, wurde das zuvor in den Umfragen prognostizierte satte Plus nicht erzielt. Auch die SPÖ stagnierte. Überraschend kam auch der fulminante Wahlsieg der "Türkisen" und der Grünen. Letztere konnten zwar auch "nur" quasi ihren Stimmenanteil aufrechterhalten, schossen jedoch weit über die prognostizierten Ergebnisse hinaus. Ob Werner Kogler jedoch politisch nach Straßburg übersiedelt oder in den Bundeswahlkampfring steigen wird, bleibt offen. Genauso unklar ist, ob H.C. Strache sein EU-Mandat annehmen wird. Obwohl dieser am letzten Listenplatz 42 gereiht wurde, bekam er ca. 45.000 Vorzugsstimmen, was ihm gesetzlich zu einer Mandatswahrnehmung ermächtigt.
Martin Altreiter
Student
Wahlrecht - Wichtig oder doch unnötig?
"mein St. Paul" - Ausgabe 11 (Oktober 2019)
Als ich noch ein Kind war, konnte ich meinen 16. Geburtstag kaum erwarten, denn auch ich wollte unbedingt wählen und mitbestimmen können. Ich habe jeden beneidet, der schon vor mir das Wahlrecht erlangt hatte, doch wie ich mit der Zeit immer öfters mitbekam, ist dieses Wahlrecht, welches für mich von sehr großer Bedeutung ist, für die meisten Menschen gar nicht mehr so wichtig.
Zum Beispiel: Wenn jeder der Meinung ist, dass seine Stimme bei den Wahlergebnissen "eh nicht viel bewirken" würde, dann nützt er nicht die Möglichkeit aktiv mitzuentscheiden, sondern lässt es einfach geschehen. Immer wenn ich solchen Menschen begegnete, die mir gegenüber behaupteten, dass ihnen die anstehenden Wahlen unwichtig wären, konnte ich das nie verstehen und bat diejenigen doch als Ersatz für mich wählen zu gehen. So bewirkte ich wenigstens, dass sie mir zuliebe von ihrem Stimmrecht Gebrauch machten und mitentschieden. Vor allem wir Frauen sollten unser Wahlrecht viel ernster nehmen, denn unsere Vorfahren haben hart dafür gekämpft, dass wir wählen gehen dürfen. Dies sollten wir wertschätzen und immer nützen.
Ein großer Wunsch von mir wäre es, dass das Wahlrecht von allen Generationen ernster genommen werden sollte, denn würde jeder so denken, dass seine Stimme keinen Unterschied bei einem Wahlergebnis machen würde, dann bräuchten wir gar keine Wahlen mehr und würden nicht mehr in einer demokratischen Gesellschaft leben. Denn Wahlen sind ein Zeichen dafür, dass die gesamte Bevölkerung ein Mitstimmrecht zu gewissen Entscheidungen hat. Und das ist für uns alle sehr wichtig.
Ich denke, dass eine Demokratie etwas Wichtiges ist, welche wir mit so einer Einstellung über das Nichtwählen nicht verlieren dürfen. Außerdem bin ich persönlich davon überzeugt, dass die Menschen, die in einer Diktatur oder Ähnlichem leben, sehr gerne mit uns tauschen und sehr viel für eine Möglichkeit des Mitbestimmens geben würden. Also sollten wir unser Wahlrecht viel mehr wertschätzen und dankbar dafür sein, so etwas überhaupt zu besitzen. Denn es könnte auch anders sein...
Raphaela Loigge
Maturantin
100 Jahre Kärntner Volksabstimmung
"mein St. Paul" - Ausgabe 12 (Dezember 2019)
In den Wirren des Jahres 1918 zerfiel die Donaumonarchie, aus der parallel zu anderen Ländern auch die Alpenrepublik entstand. Diese musste sich neben wirtschaftlichen, politischen und sozialen Problemen auch mit Grenzstreitigkeiten auseinandersetzen. So war auch das Land Kärnten durch ebendiese in den Konflikt geraten.
Am 05. November 1918 drangen Truppen des SHS-Staates in Südostkärnten ein. Nachdem am 19. November 1918 eine Demarkationslinie gezogen wurde, überschritten bereits am 26. November weitere Truppenkontingente diese Linie, wodurch Völkermarkt, Ferlach und Teile des Lavanttales besetzt wurden. Der Kärntner Abwehrkampf begann am 14. Dezember, wodurch große Teile Kärntens, darunter auch St. Paul, zurückerobert wurden. Nach diffusen Monaten wurde im Friedensvertrag von St. Germain 1919 eine Volksabstimmung vorgeschlagen, welche am 10. Oktober 1920 vollzogen wurde. 59,04 Prozent der Stimmen entfielen für einen Verbleib bei Österreich, währenddessen 40,96 Prozent für einen Anschluss an den SHS-Staat stimmten. Ungefähr 70 Prozent der Stimmberechtigten gaben slowenisch als ihre Muttersprache an, ergo stimmten etwa 40 Prozent der Kärntner Slowenen für einen Verbleib bei Österreich.
Im kommende Jahre jährt sich dieses Ereignis zum 100. Male, wodurch von der Kärntner Landesregierung das Projekt "CARINTHIja 2020 - Ein Land in Zeitreisen und Perspektiven" geschaffen wurde, welches sich unter anderem mit diesem Thema auseinandersetzt. Weitere Schwerpunkte sind Bevölkerung, Wirtschaft, Brauchtum und Wissenschaft, welche in Veranstaltungen und Ausstellungen ausgetragen werden. Auch die Gemeinde St. Paul wird in diesem Jubiläumsjahr im Spiegel der Zeit stehen und mit diversen Veranstaltungen aufwarten. Obwohl dieser Teil der Kärntner Geschichte vergangen ist, sollte man diesem Geschehen gedenken, jedoch im Hinblick auf eine einende und friedvolle Zukunft fern von Hass und Gewalt.
Timo Mohl
Coronavirus
"mein St. Paul" - Ausgabe 13 (April 2020)

"Was machen wir nun?", stellt sich die Frage. Das Coronavirus steht vor der Tür und trotzdem wird jene Tür von manchen offen stehen gelassen. Oft wird es auf die leichte Schulter genommen oder sich gar darüber lustig gemacht.
Unreif und rücksichtslos, das ist meine Meinung zu diesem Benehmen, denn spätestens jetzt sollte man den Ernst der Sache erkannt haben. Das Gerücht, welches besagt, dass nur ältere bzw. geschwächte Personen an dem Coronavirus lebensbedrohlich erkranken, wurde mittlerweile auch widerlegt. Fakt ist, wir alle sind betroffen, deshalb ist es jetzt umso wichtiger Acht, sowohl auf sich selbst als auch auf andere zu geben.
Ja, die Sicherheitsmaßnahmen kamen schnell und drastisch, auch für mich ist diese Zeit nicht leicht. Die Schulen wurden geschlossen, man darf sich nicht mehr mit Freunden treffen und nur noch im Falle von vier Gründen raus gehen. Trotzdem halte ich mich an die Maßnahmen, denn nun dürfen wir nicht egoistisch sein. Nein, wir müssen auch an das Wohlergehen anderer denken, an unsere Familie, an unsere Großeltern und Urgroßeltern, an jene denen es gesundheitlich schlechter geht als uns. Keiner hat gesagt, dass diese Zeit leicht wird, ehrlich gesagt weiß niemand, was noch auf uns zu kommt. Dennoch darf man auch in dieser Situation nicht den Mut verlieren, eigentlich darf man sogar optimistisch sein. Denn wann, wenn nicht jetzt, lernt man wieder die kleinen Dinge im Leben zu schätzen, den Größenwahn abzulegen und enger zusammen zu wachsen. Der Optimismus kann auch dabei helfen nicht in Panik zu geraten. Es ist nämlich aus meiner Sicht wirklich nicht nötig Hamsterkäufe zu erledigen oder sich dem Klopapier- bzw. dem Mundschutz-Wahn anzuschließen.
Deshalb wünsche ich mir in dieser unsicheren Zeit von Herzen, dass sich alle an die gesetzten Maßnahmen halten, denn nur so können wir die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen oder gar stoppen und schnellst möglichst wieder in unser gewohntes, jetzt noch mehr geschätztes Leben zurückkehren.
Celia Wagner
Schülerin
"I can't breath!"
"mein St. Paul" - Ausgabe 14 (September 2020)

Ein Satz, der nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd um die Welt ging und eine globale Protestbewegung ins Leben rief. Zu Recht werden diese Proteste auch in Österreich ausgetragen, denn Rassismus und Polizeigewalt gegen People of Color passieren nicht nur in den USA. Und immerwieder höre ich Menschen sagen: "Wir brauchen keine Proteste!", "Bei uns gibt es keine Polizeigewalt.", "Das geht uns nichts an, denn wir leben hier in Österreich."
Doch wenn man Namen, wie zum Beispiel Ahmed F., Marcus Omofuma, Richard Ibekwe oder Yankuba Ceesay googelt, wird schnell klar, dass Polizeigewalt gegenüber People of Color in Österreich keine Seltenheit ist. Und ja, Rassismus ist unser aller Problem und nicht nur ein Problem der Menschen mit anderer Hautfarbe, Kultur oder Religion. Jeder von uns sollte gegen Rassismus aufstehen und Solidarität zeigen, so wie es Sebastian Vettel und Lewis Hamilton durch einen Kniefall in Spielberg vormachten oder wie es David Alaba bei der UEFA Champions League gezeigt hat. Denn auch wenn wir in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit leben ist Rassismus keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Entwickelt hat sich der Rassismus in Österreich aus der Geschichte, allerdings betreffen hierzulande Benachteiligungen und Vorurteile eher Roma und Sinti, sowie slawische Bevölkerungsgruppen. Auch die antisemitistischen Feindbilder der Nazis sind in den Köpfen mancher Österreicher noch stark vertreten und auch der islamische Glauben wird in Österreich diskriminiert und abgelehnt. Hautfarbe, Kultur, Herkunft oder Sexualität sollte im Jahr 2020 keine Rolle mehr spielen, doch woher kommt der Hass Menschen gegenüber die "anders" aussehen? Woher kommt das Klischeedenken und die Vorurteile fremder Personen gegenüber, mit denen man noch kein einziges Wort gewechselt hat? Warum haben Menschen ein so großes Problem mit der Herkunft oder Lebensweise Anderer? Warum kann man einen Menschen nicht einfach so akzeptieren wie er ist? Warum spielt das eine Rolle wer wen liebt oder welchen Gott man anbetet? Warum sind manche Menschen noch immer so eingeschränkt mit ihrer Denkweise und tolerieren nichts was sie nicht kennen? Wir sollten alle darüber nachdenken was wirklich von Bedeutung ist und den Menschen doch einfach Mensch sein lassen.
Doris Schatte
Studentin
Popularität frisst Individualität
"mein St. Paul" - Ausgabe 15 (Dezember 2020)

Soziale Netzwerke begleiten uns im täglichen Leben, doch bewirken sie bei uns immer nur Positives?
Vor allem bei Jugendlichen wirft dies einige Probleme auf. Betrachtet man nur all die perfekten Bilder der sogenannten "Influencer", merkt man bald, wie viel einem an seinem eigenen Ansehen eigentlich stört. Merkmale, an die man ansonsten nicht einmal gedacht hätte, sind auf einmal falsch und nicht passend. So wird uns schon in jungen Jahren ein bestimmtes Bild eingetrichtert, und wenn wir dies nicht erfüllen, fühlen wir uns hässlich.
Und so beginnt man, etwas dagegen zu unternehmen. Wir versuchen unseren Körper so zu verändern, dass er in diese Vorstellung passt. Sei es der Verzicht auf Essen oder das übermäßige Trainieren im Fitnessstudio, wir gehen lieber den Kompromiss ein, unseren Körper in etwas zu zwingen, was er nicht ist, als ihn einfach zu akzeptieren. Manche verändern auch ihre ganze Persönlichkeit, einfach nur um dazu zu passen. So stirbt die Individualität aus und Besonderheiten werden nicht mehr geschätzt.
Und all dieser Aufwand ist uns lieber, als einzusehen, dass wir wunderschön sind, genau so wie wir sind. Natürlich ist es für Jugendliche schwer, sich selbst zu akzeptieren, vor allem wenn sie tagtäglich mit dem perfekten Leben der anderen konfrontiert werden, und doch ist es einen Versuch wert. Und wenn wir uns wirklich unwohl fühlen und etwas verändern wollen, hat man ja immer noch die Möglichkeit dazu. nur sollte diese Entscheidung nicht von irgendwelchen perfekten Fotos aus dem Internet oder der Meinung seiner Mitmenschen geprägt sein.
Ich kann von mir selbst behaupten, meinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn ich hin und wieder vielleicht doch Wert auf die Meinung der anderen lege. Und doch bin ich sehr zufrieden mit mir. Ich probiere alles aus und hoffe, einen Weg zu finden, wie ich mich in meinem eigenen Körper am wohlsten fühle.
Eine Denkweise auf die ich sehr stolz bin und die von dem ein oder anderen vielleicht auch einmal in Betracht gezogen werden könnte.
Alisa Thonhauser
Schülerin